Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera), die vergessenen Immen Europas

Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera), die vergessenen Immen Europas

Die Dunkle Biene war bei uns in Mittel-, Nordost- und Nordeuropa die einzige einheimische Honigbiene, die als echtes Wildtier in den Wäldern von Frankreich bis Sibirien lebte. Sie ist eine natürlich entstandene Rasse der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera).

Noch heute wird mit dieser Biene bis hinter dem Polarkreis oder auch bis zum Ural erfolgreich geimkert. Sie ist langlebig (Lebensdauer der Arbeiterinnen ca. 90 Tage) und  zeichnet sich durch eine große Winterhärte aus. Die Traube sitzt sehr eng zusammen und verbraucht somit weniger Energie.Die an das rauhe Klima angepassten Bienen überstehen die kalten Winter in Nordosteuropa problemlos. Mit dem wechselhaften Klima in Mitteleuropa, so auch in Deutschland, kommt sie ebenfalls sehr gut zurecht.

Die Dunkle Biene startet mit größeren Auswinterungsvölkern und zeichnet sich für eine gute Völkerentwicklung aus. Bei Futtermangel stellt sie den Brutbetrieb ein.

Die Imker in früheren Zeiten bearbeiteten die Völker als Zeidler in Baumhöhlen oder Klotzbeuten. Später wurde die Dunkle Biene auch im Stülpner bearbeitet, wo sie ihre Waben wesensgemäß im Naturbau errichten. Beide Bewirtschaftungsformen findet man heute nur noch selten.

Aber auch in der modernen Magazinimkerei ist sie eine echte Alternative. Sie muss bei uns ihren angestammten Platz wiederfinden. In vielen Ländern besteht ein großes Interesse, die Dunkle Biene wieder einzubürgern. Insbesondere zeigen Frankreich, Belgien, die Schweiz, Irland und England sowie Schweden, Österreich und Polen ein großes Engagement, diese Immen wieder in den Imkeralltag zu integrieren.

Mit der Dunklen Biene ist es ein äußerst angenehmes Arbeiten. Es bedarf  oft keinerlei Schutzbekleidung. Sie sitzen nicht zu fest auf der Wabe und lassen sich mit dosiertem Rauch gut lenken.

Sie zeichnet sich durch Fleiß, Schwarmträgheit, Sanftmut und Robustheit gegenüber Krankheiten aus. Sie besitzt gegenüber der Carnica ein größeres Spektrum an pollen– und nektarspendenden Pflanzen, fliegt auch bei niedrigeren Temperaturen und scheut sich nicht, bei feuchtem Wetter ihren Flug fortzusetzen.

Der Honigertrag ist, langfristig betrachtet, gegenüber den anderen Bienenrassen gleich hoch. In den Jahren mit einem geringen Trachtangebot ist die Dunkle Biene allen anderen sogar im Vorteil.

Der Pollen-Sammeltrieb ist ausgeprägt. Bis zu 30 kg/ Volk/ Jahr ist eine sehr gute Leistung. Dementsprechend ist der Pollenanteil im Honig hoch und zeichnet sich dadurch mit einem ausgewogenen Geschmack aus.
Propolis wird pro Volk und Jahr bis zu 250 g gesammelt.

Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Durchkreuzung mit südlichen und östlichen Rassen. 1937 wurden Tausende von Carnica-Königinnen importiert. Nach dem 2. Weltkrieg war und ist die Dunkle Biene in Deutschland fast ausgestorben. Es gibt nur noch wenige Standorte in den Gebirgslagen.

Im Jahre 2004 wurde sie durch die GEH e.V. zum gefährdetsten Nutztier des Jahres „gekürt“.

Auf den schottischen Inseln wurde 2004 ein Schutzgebiet eingerichtet. Hier kommen weder Nosemose, Faulbrut oder Varroamilben vor, noch werden andere Bienenrassen gezüchtet.

Mit der Dunklen Biene kann man zeitgemäß imkern! Im Rahmen der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“, welche von den Vereinten Nationen für den Zeitraum von 2011- 2020 ausgerufen wurde, wird die Zucht dieser Biene als vorbildliches Projekt eingestuft.

Ob ein jeder Imker für den Erhalt und die Verbesserung einer natürlichen Vielfalt einsteht, wird auch an seinem Verhalten gegenüber der Wiedereinbürgerung der einheimischen Dunklen Biene gemessen.

Die Dunkle Biene, Apis mellifera mellifera, war und ist Bestandteil unserer einheimischen Fauna. Sie ist ein Wildtier in unserem Ökosystem und bedarf, wie alle Wildinsekten, eines besonderen Schutzes!